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Die Generalsanierung hat begonnen. Nach und nach stellen wir Ihnen ein neues Denkmal vor. Bleiben Sie gespannt
Weltpolitik und Familiendramen, Pracht und Pathos über den Tod hinaus – auf dem Gesandtenfriedhof ruhen 45 Reichstags-Diplomaten aus ganz Europa. Sie vertraten die Länder und Städte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Gesandte von Stockholm bis Wien, von Moskau bis Amsterdam machten den Reichstag zum Botschafter-Parlament Europas.
Noch heute künden 20 Prachtgrabmäler und 32 Grabplatten von Macht und Reichtum der hochadeligen Männer und ihrer Familien, die hier von 1633 bis 1805 bestattet wurden. Der Gesandtenfriedhof ist voller „Lebensgeschichten“. Denn die Gesandtenfamilien brachten weltstädtischen Glanz in das bürgerliche Regensburg.
WELTPOLITIK UND FAMILIENDRAMEN
45 evangelische Gesandte aus ganz Deutschland und Europa sind auf dem Friedhof bestattet. Sie waren Botschafter für die Länder und Städte des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“. Der Regensburger Reichstag war ein Botschafter-Parlament Deutschlands und Europas: von Berlin bis Stuttgart, von Hannover bis Dresden und von Stockholm bis Wien, von Moskau bis Amsterdam. Ganze Familien wurden auf dem Gesandtenfriedhof bestattet: Ehefrauen, Schwestern und Kinder in 17 Familiengrabstätten. Bei mehreren Gesandtenfamilien übernahmen die Söhne vom Vater die Gesandtschaft. So lebten die Diplomaten mit ihren Frauen und Kindern bis zu drei Generationen in Regensburg.
Die in- und ausländischen Adelsfamilien brachten dem biederen Regensburg der Kaufleute und Handwerker weltstädtischen Glanz. Sie residierten standesgemäß aufwendig, feierten rauschende Feste und brachten damit Kultur und Wirtschaft für fast 150 Jahre zu neuer Blüte. Der Gesandtenfriedhof ist voller „Lebensgeschichten – in Grabinschriften im gelehrten Latein: Ein „Denkmal der Liebe“ verspricht da „Trost für solch großen Verlust“. Ein Diplomat „legte seine Rolle auf der Bühne Europas zurück“. In „bitterster Trauer“ klagt eine „gegen ihren Wunsch überlebende Witwe“.
PRACHT UND PATHOS
ÜBER DEN TOD HINAUS
Ein streng blickender Ritter in eiserner Rüstung regierte einst fünf Herrschaften. Doch Ritter Curt, genauer Conrad Ascan von Marenholz (†1674) „liebte die Ruhe im Staate und zuhause“. Ein unschuldiger Verschwörer wird 1635 unter Protest der Regensburger hingerichtet. Heute erinnert nur noch eine moderne Gedenktafel an Hans Ulrich von Schaffgotsch, einem beliebten Kommandeur Wallensteins.
Schon mit 27 Jahren starb der Gesandte Ernst Eberhard Metternich (†1717), als „Lehrling“ seines erfahrenen Vaters. Dieser wurde seiner Tochter zuliebe auf dem Totenbett katholisch hinter dem Rücken seiner entsetzten Gattin – so trennen Konfessionen Familien. Wie ein Tempel kündet das Grabmal des kurfürstlich sächsischen Gesandten August von Strauch(†1674) von seiner zwölfjährigen Mission in Regensburg: „Er vereinte Wissenschaft mit Eleganz, Bescheidenheit mit Erfolg und Frömmigkeit mit Lebensgenuss“.
MEISTERLICHE GRABSKULPTUR
UND DENKMAL DEUTSCHER GESCHICHTE
Männer und Frauen aus den höchsten Adelskreisen fanden auf dem Gesandtenfriedhof ihre letzte Ruhestätte. 20 meterhohe Prachtgrabmäler künden von Macht und Reichtum der Verstorbenen. Weitere 32 wappenverzierte Grabplatten im Boden beweisen: Insgesamt 111 besondere Menschen wurden hier von 1633 bis 1805 bestattet.
Schon ein Jahr nach Einweihung der neuen Dreieinigkeitskirche kam es 1633 zur ersten Bestattung auf dem Kirchhof, weil die Belagerung der Stadt im 30-jährigen Krieg die Friedhöfe außerhalb unerreichbar machte. Doch das sollte eigentlich die Ausnahme bleiben: Der Rat erließ 1643 sogar ein Verbot für weitere Begräbnisse aus hygienischen Gründen.
Doch hielt man die strenge Linie nicht durch. Spätestens mit dem Immerwährenden Reichstag ab 1663 begann die Entwicklung zu einer exklusiven Begräbnisstätte für evangelische Gesandte und deren Familienangehörige. Der Gesandtenfriedhof wurde bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 genutzt und blieb danach unverändert erhalten.
Heute ist er ein Denkmal der deutschen Geschichte und der europäischen Diplomatie.