17.07.2025

Nach zwei Wochen Sperrung kann der prachtvolle Barockfriedhof an der Regensburger Dreieinigkeitskirche ab Mittwoch, 16.07.2025, 12 Uhr wieder betreten werden. „Wir sind in der Mitte der Gesamtsanierung des historischen Areals“, erklärt der Leitende Architekt Michael Feil. „Nach der Restaurierung der barocken Wanddenkmäler in zwei Bauabschnitten wird der gesamte Bodenbereich ab 2026 saniert. Die Grabplatten kommen zur Restaurierung in die Steinwerkstatt, die übrigen Pflastersteine werden gereinigt und ausgelagert.“ Im Vorfeld dieser Maßnahme wurden Anfang Juli fünf Sondage-Gräben einen halben Meter tief quer durch den Gesandtenfriedhof gezogen. „Alle Befunde blieben im Rahmen des Erwarteten: Gruftgewölbe, Mauerzüge, ein Brunnenschacht, Auffüllungsschichten und nicht wenige Keramikscherbenfunde aus Neuzeit und Mittelalter, aber auch aus der Römerzeit. Auf einem Friedhof wird ja die Erde laufend umgelagert, so dass auch Funde aus tieferen Schichten an die Oberfläche gelangen. Ganz normal!“, bilanziert die Archäologin Stephanie Zuber ihre Arbeit. Fachlich begleitet wird die Maßnahme von der Bodendenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Regensburg.

Im nächsten Jahr werden die Archäologen alle Bereiche des Friedhofs dokumentieren, bei denen im Zuge der Sanierungsarbeiten der Bodenaufbau notwendigerweise angepasst wird. Bis zu 50 Zentimeter tief wird das die Grüfte überdeckende Erdreich abgetragen und untersucht. Dabei werden wohl die Oberseiten der gewölbten Grabgrüfte aus Ziegelsteinen großflächig erstmals sichtbar sein. „Sicher ein beeindruckender Anblick, den in dieser Form noch niemand hatte“ schwärmt Historiker Dr. Martin Weindl, zugleich Fundraiser des Bauherrn, der evangelischen Gesamtkirchenverwaltung Regensburg. „Die adeligen Gesandten und ihre Familien wurden aus hygienischen Gründen nicht in der bloßen Erde bestattet, sondern in abgeschlossenen gemauerten Familiengrüften. Diese werden aber nicht geöffnet, weil uns als Kirche die Totenruhe ein hohes Gut ist.“ Probeöffnungen mittels Endoskop-Kamera hätten schon 2017 gezeigt, dass in den Grüften die Skelette der toten Gesandten ungestört erhalten sind, während das organische Material wie Holzsärge und Kleidung zerfallen sei. „Wir wissen, dass die Grüfte in einem guten Zustand sind, deshalb bleiben diese von den Archäologen im nächsten Jahr unberührt“, so Weindl.

Für Besucher bleibe der 2026 vorübergehend nicht mehr direkt betretbare Friedhof aber weiterhin interessant. Fundraiser Weindl: „Wir haben seit Beginn der Generalsanierung das Prinzip einer Offenen Baustelle verfolgt. Daher wird extra für die interessierten Bürger und Gäste ein Beobachtungspodest außen an das Südportal gesetzt, um bei Kirchenöffnung jederzeit einen Blick auf die Grabungen werfen zu können“. Schautafeln sollen das Baugeschehen und die Geschichte der Nekropole erläutern. „Unsere vielen interessierten Gesandten-Freunde sollen täglich mitfiebern können, wenn erstmals die gesamte Topografie des Friedhofs aufgedeckt wird, mit allen Grüften für die 111 hohen Reichstags-Diplomaten und ihre Familienmitglieder, die hier von 1633 bis 1804 bestattet wurden.“ Daher werde es auch 2026 wieder viele Veranstaltungen geben. Es bleibe interessant und spannend!

Öffnungszeiten:
Noch bis Ende Oktober kann der Gesandtenfriedhof durch die Dreieinigkeitskirche betreten werden. Friedhof, Kirche und Turm sind von Mittwoch-Sonntag von 12-18 Uhr geöffnet.